Ferienhaus vermieten - So werden Schlüssel überflüssig

Hagen Warnholz • 30. Juli 2020

Warum Ihre Gäste keine Schlüssel mehr brauchen

Alles läuft digital, von der Werbung, der Buchung, bis zur Abrechnung. Und die Schlüssel? Die werden meistens noch persönlich übergeben, in unsichere Verstecke abgelegt, verloren, vergessen, verbogen usw. Dabei geht es viel einfacher und vor Allem SICHER. Wie? Darüber schreibt der Autor in diesem Beitrag.

Eine Bestandaufnahme. Wie es meistens läuft - die Sorgen der Vermieter und Gäste

Heutzutage werden viele Ferienhäuser und Ferienwohnungen online gebucht und online bezahlt. Auch Zimmer für Monteure oder die eigene Wohnung über die einschlägigen Portale. Das funktioniert alles ganz prima über irgendwelche Webseiten und Apps. Eine tolle Sache.

Eines wird aber meistens noch ganz klassisch analog erledigt. Die Schlüsselübergabe. Das es dabei zu Problemen kommen kann, haben viele von uns schon selbst erlebt. Vereinbarte Anreisezeiten können nicht eingehalten werden, Schlüssel werden bei der Abreise versehentlich mitgenommen, Schlüssel gehen verloren, Schlüssel werden abgebrochen. Vielleicht sogar unkontrolliert nachgefertigt. Also hier ist Verbesserungsbedarf. Gut, zumindest bei An- und Abreise helfen kleine Schlüsselkästen mit Zahlenschloss oder ähnliche Einrichtungen. Aber gegen Verlust, Unachtsamkeit und Vergesslichkeit helfen die auch nicht. 





Aber wie lässt sich der Schlüssel digitalisieren?

So ein Schloss digitalisieren?

Da kommen doch erstmal leichte Zweifel auf. Vielleicht kommen da Gedanken an aufwändige Systeme mit elektischen Stellmotoren auf - so wie man sie von ferngesteuerten Gartentoren oder Garagenöffnern kennt. Aber da muss doch auch irgendeine Art Fernbedienung übergeben werden. Und ist das überhaupt sicher? Und was ist bei Stromausfall? 


Alles berechtigte Fragen. Die Lösung sieht jedoch ganz anders aus, als Sie jetzt vielleicht denken. Und sie eröffnet viele weitere Möglichkeiten, an die Sie jetzt vielleicht ebenfalls nicht denken. 

Also, so wird es gemacht. Teil 1 - die Technik.

Ich beschreibe jetzt wie ein modernes Zugangskontrollsystem funktioniert. Wer jetzt nicht so technikbegeister ist, der mag diesen Absatz überspringen, Teil 2 lesen und sich dann eben einfach als Anwender freuen. Denn die Technik arbeitet im Hintergrund so genial, dass die Bedienung intuitiv auch dem Nicht-Nerd locker von der Hand geht.

Zur Sache. Das System besteht aus mehreren Komponenten, die sich über Funk verstehen. Eine typische Konfiguration besteht aus einer Kontrolleinheit und einem Schließzylinder. Ich fange mal mit dem Schließzylinder an. Der Zylinder hat auf der Außenseite einen dicken Knopf mit einem Leuchtring. In diesem Knopf sitzt eine Elektronik, ein Sensor, eine Batterie, eine LED und eine Antenne. Auf der Innenseite ist standardmäßig ein einfacher Drehknopf angebracht. Der Schließzylinder wird nun einfach gegen den bestehenden Zylinder ausgetauscht. Das klappt bei fast allen Türen - besonders bei Haustüren - ohne Probleme. Praktisch alles, was nach dem Krieg verbaut worden ist - ist ja genormt. Das gilt auch für Schließzylinder. 
Der Schließzylinder dreht im Ruhezustand frei auf der Welle, also der Riegel in der Tür wird nicht mitgenommen. Der läuft sozusagen im Leerlauf. Erst bei Aktivierung fährt der Mitnehmer aus und der Zylinder verhält sich dann wie ein normaler Schlüssel-Schließzylinder und kann Türen auf- und zuschließen. Der aktiviert sich aber nur, wenn er dazu von der Kontrolleinheit Bescheid bekommt. Also auch wenn ein Transponder an den Sensor im Kopfbereich gehalten wird und die Elektronik diesen erkennt - wird bei der Kontrolleinheit nachgefragt, ob eine Aktivierung erfolgen soll.

Die Kontrolleinheit ist also das Gehirn des Systems. Hier laufen alle Fäden zusammen. Ich will die jetzt nicht alle im Einzelnen beschreiben, nur soviel soll gesagt sein: Die Kontrolleinheit lässt sich mit einer Alarmanlage (wenn vorhanden) verknüpfen, kann diese zum Beispiel Scharf/Unscharf schalten. Ferner lassen sich Geräte ansteuern - Stichwort SmartHome. Aber für diesen Beitrag wichtig ist die Anbindung an das Internet. Entweder über den vorhandenen Router oder über ein eigenes GSM-Modul mit SIM-Karte. Dank Akku läuft das alles auch bei Stromausfall.

Also die Kontrolleinheit steht in Verbindung mit dem hochgesicherten Abus-Server. Über diesen laufen jetzt auch die Apps, welche die Benutzer und entsprechende Freigaben steuern. Und ab hier wird es dann wieder intuitiv. Zwischen dem Sensor und der App ist es hochtechnisch und kompliziert. Aber davor und dahinter - wo sich die Benutzer befinden - super einfach!

Also, so wird es gemacht. Teil 2 - die Bedienung.

Nach Installation des Systems. Aus Sicht des Vermieters: Sie loggen sich über den PC oder Ihre Smartphone App in das System ein. Dann erfassen Sie die notwendigen Daten des Gastes (Name, Email, Mobilnummer), legen den Zeitrahmen für die Nutzung fest und versenden den Code. Erledigt.
Aus Sicht des Gastes: Sie installieren die kostenlose App und scannen den erhaltenen QR-Code damit ein. Fertig. Jetzt haben Sie Ihren digitalen Schlüssel und können ihn während der vereinbarten Zeit(en) benutzen.

Die Sache ist sehr sicher, weil der Server nicht nur den Code prüft, sondern auch die Email und Mobilfunknummer zum Abgleich hat. Ein fremder Dritter kann also mit dem Code nichts anfangen.

Es ist auch sehr flexibel. Wenn sich Zeiten ändern, Buchungen storniert werden, ad hoc vermietet wird - egal, Benutzer lassen sich im Handumdrehen annlegen, ändern und löschen. Und wenn zum Beispiel auch Chip-Schlüssel zum Einsatz kommen, dann können diese bei Verlust einfach aus dem System abgemeldet werden. Der Schaden beträgt also nur ein paar Euro für den Chip-Schlüssel.

Aber da geht ja noch viel mehr

Die ganzen Möglichkeiten, die sich aus der Vernetzung mit weiteren Komponenten ergeben. Da kratze ich mit diesen Beispielen nur an der Oberfläche: Nehmen wir an, Sie vermieten Ihre private Wohnung über AirBnB. Der Gast erhält für die Zeit des Aufenthaltes den die EIngangstür freigeschaltet. Die Garage bleibt verschlossen, ebenso ein Schrank mit Ihren Wertsachen (es gibt sogar ein Vorhängeschloss für das System). Ihren Freund, dem Sie Ihr Auto leihen möchten, lassen Sie einfach per App in die Garage. Analog können Sie zum Beispiel auch eine Reinigungskraft für festgelegte Zeiten freischalten.

Dann die Erweiterung mit Videokamera(s) - Überwachen Sie den Eingangsbereich, dann können Sie über Ihre App dem Paketboten die Tür öffnen und mit ihm dabei über eine Sprechverbindung kommunizieren. Und wenn der jetzt wirklich versucht Ihre Bude auszuräumen - dann lösen Sie den Alarm aus. Ausserdem haben sie Ihn ja auch schon aufgezeichnet.

Aber weiter im Programm. Thema Smart Home. Die Kontrolleinheit kann schon noch mehr als nur Türen öffnen, Kameras ansteuern und mit der Alarmanlage Hand in Hand zu arbeiten. Sie können durch Ansteuerung von weiteren Komponenten Ihr Gartentor schließen, die Rolladen herunterfahren lassen und das Licht löschen. Es lassen sich sogenannte Szenarien anlegen, die Sie durch einfache Befehle anstossen können.
Das ist aber eigene Blogbeiträge wert, hier ist so viel möglich...


Und die Kosten?

Nun, so ein System hat seinen Preis, zumal auch der Einbau von einem Fachbetrieb vorgenommen werden sollte. Doch der ist gar nicht so hoch, wie man erst meinen möchte. Denn das System in seiner Basisausführung kostet so um die 1.200 Euro, dazu ein paar hundert Euro für die Installation und erste Inbetriebnahme. Die Installation ist meistens schnell und sauber erledigt, da die Komponenten drahtlos miteinander kommunizieren, bleiben im Idealfall nur die Bohrlöcher für die Wandmontage der Kontrolleinheit als Schmutzfaktor. Es kann natürlich auch mal nötig sein, Kabel zu verlegen oder einen Repeater für die Funksignale verwenden zu müssen. Dann wird es natürlich teurer. Aber bleiben wir mal beim Standardfall: 1 Schließzylinder, 1 Kontrolleinheit, Montage ohne Probleme - dann reden wir hier von etwa 1.500 Euro.

Und jetzt aufgepasst: Der Montageteil ist steuerlich absetzbar, bei Einsatz in einer Ferienwohnung gilt das sogar für das ganze System. Auch der Staat gibt etwas dazu, es gibt einen Investitionszuschuss durch die KfW und bei mir sogar eine Null-Prozent-Finanzierung (für Privatkunden).

Unterm Strich also doch nicht so schlimm. Und der Zugewinn an Komfort und Sicherheit auf der anderen Seite der Waagschale - Überwiegt!

Weitere Anwendungsmöglichkeiten

Natürlich lässt sich das System nicht nur für die Vermietung von Häusern und Wohnungen einsetzen. Im gewerblichen Bereich öffnet es nicht nur Türen und Tore, es hilft auch bei der Zeiterfassung, managed bis zu 500 Benutzer und 64 Türen. Aber so groß muss es ja gar nicht sein, denken Sie an die Arztpraxis, wo unterschiedliche Berechtigungen (Giftschrank, Labor) ebenso Sinn machen wie in einer Anwaltskanzlei (Aktenzugang, Serverschrank). Selbst das Gartenhaus, die Segelyacht, das Motorrad. Und inm allen Fällen immer noch die Verknüpfung mit Alarm- und Videosystemen und weiteren Steuerungen für Haus und Hof. Unglaublich viele Möglichkeiten.

Fazit:

Die Zugangskontrolle, eingangs als digitaler Schlüssel bezeichnet, kann so viel mehr an Komfort und Sicherheit bringen, als man eigentlich erwartet hat. Die wichtigsten Eigenschaften:

  • Enormer Gewinn an Sicherheit und Komfort (Nutzengewinn)
  • Vielfältige Anwendungsmöglichkeiten
  • Erweiterung durch modularen Ausbau
  • Die Anschaffungs- und Installationskosten sind überschaubar und meistens steuerlich absetzbar
  • Staatliche Förderung
  • Einfach Finanzierungsmöglichkeiten





Kurzweiliges und Interessantes von der sicheren Seite. Der Autor hat sich der Sicherheitstechnik verschrieben. Privat schon als Teenager, beruflich erst als Mittfünziger. Mit durch jahrzehntelanger Selbstständigkeit geschliffener Erfahrung schreibt er diesen lesenswerten Blog.