Moderne Anlagen können heute einfach viel mehr.
Eine kleine Zeitreise mit dem Autor und warum früher doch nicht alles besser war. Und was Sie schon immer über Alarmanlagen wissen w(s)ollten erfahren Sie in diesem kurzweiligem* Blogbeitrag mit etwa 12 Minuten Lesezeit.
*zumindest aus Sicht des Autors. Und wenn Sie schon bis hier geklickt haben - dann können Sie auch weiterlesen.
Eine kleine Zeitreise und warum früher doch nicht alles besser war.
Geboren in den Sechzigern habe ich die Zeit vor der Digitalisierung und vor dem Internet noch ausführlich erlebt. Es war ruhiger, nicht so hektisch. Die Welt war noch in Ordnung. Wir hatten noch Manieren. Die alte Rechtschreibung. Autos hatten noch drei bis vier Gänge. Fernsehen wurde gerade farbig. Drei Programme. Wir haben viel draußen gespielt. Es gab kein Tempolimit auf der Bundesstrasse. Die Bahn war pünktlich. Und überhaupt: Die guten, alten Zeiten.
Aber der Schein trügt. Wir neigen dazu, negative Erfahrungen auszublenden. Sonst könnten wir die Welt wohl garnicht ertragen. Vieles war eben auch richtig schlecht. Es herrschte Wettrüsten, es gab Studentenproteste, Atomkraftwerke wurden gebaut, die Umwelt wurde verpestet, es gab Grenzen in Europa, Frauen brauchten die Zustimmung vom Ehemann, wenn sie arbeiten wollten. Kurzum, so toll war das auch alles nicht. Und es gab auch damals schon Kriminalität. Darunter ein Klassiker, der mich von Kindheit an nicht losgelassen hat:
Der Einbruch in die eigenen vier Wände.
Damals wie heute nicht nur ein Vermögensschaden, sondern auch ein traumatisierender Einschnitt im Leben der Betroffenen. Erstaunlicherweise hat sich da bis heute auch nicht viel geändert. Es werden Türschlösser geknackt und Fenster aufgehebelt. Geld, Wertsachen, Autoschlüssel wurden gestohlen. Es kam und kommt auch zu körperlichen Verletzungen und Schlimmerem. Der klassische Einbruch war und ist ein fürchterliches Ereignis.
Zwei grundsätzliche Herangehensweisen von Alarmanlagen:
Früher wurde schon aus Mangel an technischen (und bezahlbaren) Möglichkeiten eher auf die Abwehr von Einbrechern gesetzt. Also der Alarm sollte den Einbrecher bereits vertreiben, bevor er in das Objekt eindringen kann. Der Fachbegriff dafür ist die Außenhautsicherung. Diese Methode wird auch heute noch von den Versicherern bevorzugt. Die haben ja ein Interesse den Schaden gering zu halten.
Die Polizei hingegen bevorzugt eher den stillen Alarm, natürlich nur in unbewohnten Objekten, um Personengefährdung auszuschließen. Eine Alarmanlage der Sechziger funktionierte aber fast ausschliesslich durch Sensoren an der Aussenhaut von Gebäuden. Deshalb wurde die laute, abschreckende Alarmierung bei Wohngebäuden angewandt und der stille Alarm bei Gewerbeobjekten. Sofern der Besitzer dies mitmachte, denn auch damals schon sind die Versicherungsprämien an die Art des Alarms geknüpft worden.
Was sich verbessert hat:
Es ist heute wesentlich einfacher, sich und was einem Lieb und Teuer ist zu schützen. Denn die Abwehrtechnik hat sich besser entwickelt als die Einbrecher. Ja, Einbrecher sind heute oft sehr professionell und organisiert. Sie haben auch ein paar Hilfsmittel mehr um zum Beispiel lohnende Objekte und Abwesenheiten der BesitzerInnen auszukundschaften. Sie haben bessere Flucht- und Rückzugsmöglichkeiten. ABER: Wenn es um die eigentliche Tat geht ist und bleibt es physikalisch. Ein Einbrecher muss sich Zutritt zum Objekt schaffen. Und genau hier kann man ihm das Leben sehr schwer machen.
Und die heutigen Anlagen können in der Regel beides: Außenhautsicherung und die Alarmfalle, also den stillen Alarm, der erstmal unbemerkt nach draußen alarmiert. Für den privaten Nutzer hat das den Vorteil, dass die Anlage auch dann alarmiert, wenn der Einbrecher es irgendwie geschafft hat die Aussensicherung unbermerkt zu überwinden. Das ist nämlich aus Kostengründen oft sinnvoll. Denn eine hundertprozentige Aussensicherung ist auch heute noch sehr teuer. Denken Sie zum Beispiel an Täter, die einfach ein Loch in die Wand stemmen. Dafür gibt es zwar auch Lösungen (Alarmtapeten mit Drahteinlage oder Erschütterungsmelder) - da denken wir aber eher an eine Schließfachanlage Ihrer Sparkasse.
Also werden Melder an den Türen und einfach erreichbaren Fenstern installiert. Und die Innensicherung übernehmen dann zum Beispiel ein paar Bewegungsmelder oder akustische Melder (Glasbruch).
Moderne Anlagen können heute einfach viel mehr.
Früher half man sich mit viel Mechanik. Aber es war sehr schwierig ein Objekt wirklich sicher zu machen ohne dass man es irgendwie in eine Art Gefängnis verwandeln muss. Wer will schon jedes Fenster vergittern und jede Tür mit Panzerriegeln und Zusatzschlössern abriegeln. Ja, Alarmanlagen hat es auch in den Sechzigern schon gegeben. Und ich habe selbst welche gebaut (in den Achtzigern, denn in den Sechzigern trug ich noch Windeln...). Aber sie waren sehr teuer und sehr aufwändig in Installation und Bedienung. Der größte Nachteil lag aber in der Kommunikation. Wenn so eine Anlage einen Alarm gemeldet hat - dann war sie gewöhnlich auf sich selbst gestellt. Es wurde eine Sirene und vielleicht auch Licht eingeschaltet. Nur die wenigsten Anlagen konnten selbstständig die Polzei und/oder einen Wachdienst anwählen. Das war den wirklich professionellen Systemen, zum Beispiel in Banken vorbehalten.
Die Vernetzung macht den Unterschied
Anlagen, wie wir sie heute verbauen sind voll in der vernetzten Welt angekommen. Digitalisierung eben. So meldet eine moderne Alarmanlage nicht nur einen Alarm, sie kann viel mehr. Sie kommuniziert die verschiedensten Ereignisse auf vielfältigen Wegen an ausgewählte Personen, Behörden und Dienstleistern. Ein paar Beispiele:
- Ein Einbruch-Alarm wird an den Wachdienst gemeldet.
- Bei einem Wassereinbruch im Keller wird eine SMS versendet.
- Die Anlage kann auch den Pflegenotdienst anrufen, wenn eine Person sich länger nicht mehr bewegt hat.
- Bei einem Brand schickt die Anlage Live-Videos an den Nachbarn.
- Wenn eine Wartung ansteht, wird ggf. auch der Fachbetrieb informiert.
Es geht aber auch umgekehrt. Über sichere Verbindungen kann auch der Benutzer von Aussen auf seine Systeme zugreifen. Die Anlage kann scharf oder unscharf geschaltet werden, Kameras können überwacht werden. Der Fachbetrieb kann die Funktionen prüfen, ohne vor Ort sein zu müssen. So kann ggf. schon im Vorwege festgestellt werden, welches Ersatzteil vielleicht zum Kunden mitgenommen werden sollte.
Wem diese Möglichkeiten schon viel erscheinen, dem sei gesagt: Es geht noch so viel mehr. Besonders auch in Richtung Hausautomation / Internet der Dinge. Das ist aber in diesem Beitrag nicht das Thema.
Weitere Vorteile der heutigen Anlagen:
Generell ist die technische Entwicklung ja rasend schnell. Das ist nicht immer wünschenswert, besonders wenn es um das Thema Sicherheit geht. Daher scheint es manchmal so, als würde die Alarmtechnik - trotz der bereits genannten Eigenschaften - der allgemeinen Entwicklung etwas hinterher hinken. Das stimmt sogar. Wenn ich mir nur die Oberflächen der Firmware und die etwas eigenwillige Vorgehensweise bei der Installation, Inbetriebnahme und Wartung (aus der Sicht des Facherrichters) ansehe. Das erfordert immer noch viel Fachwissen und mit Intuition kommt man da auch nicht weit. Also müssen wir uns regelmäßig auf die System schulen lassen. Das ist übrigens auch ein Grund, weshalb wir/ich und viele andere Kollegenfirmen sich auf wenige Alarmanlagenhersteller konzentrieren.
Diese Hersteller machen aber einen guten Job. Manche Hardware mag aus dem Ausland kommen (das Gehäuse zum Beispiel), aber die sicherheitsrelevanten Komponenten werden beim seriösen Hersteller in Eigenregie entwickelt und produziert. Also lieber etwas später, weniger "Hipp" - aber extrem SICHER.
Das merkt man dann auch am Preis. Es gibt billige Fernostware auf dem Markt, deren Schutzwirkung aber ebenso billig ist. Und es gibt namhafte Hersteller aus Deutschland, Tschechien und den USA, die zertifizierte Technik auf den Markt bringen. Zwar etwas teurer - aber da springt unser Staat freundlicherweise mit Zuschüssen ein. Es gibt umfangreiche Förderprogramme der KfW, die den höherpreisigen Einbruchschutz bezuschussen.
Fazit:
DIe Alarmtechnik hat sich im Laufe der Jahre stark weiterentwickelt. Analog zu anderen technischen Trends geht die Entwicklung auch immer schneller voran. Dabei gereichen uns folgende Umstände zum Vorteil:
- Der Vorsprung der Einbruchsabwehrtechnik gegenüber den Einbrechern wird größer.
- Es gibt solide deutsche Hersteller, die Produktsicherheit ist sehr hoch.
- Die Digitalisierung erlaubt bereichsübergreifende Anwendungsmöglichkeiten (Smart Home)
- Die Anschaffungs- und Installationskosten sind drastisch gesunken
- Staatliche Förderung und einfache Finanzierungsmöglichkeiten